Kulturwandel

Mitarbeiterzufriedenheit steigern, Nutzen stiften

Düsseldorf, November 2015 - Wer innerhalb von sieben Jahren eine Fusion und mehrere Firmenaufkäufe übersteht, muss eine gute Unternehmens-Kultur haben. Wo sonst Mitarbeiter in Scharen davonlaufen, ist bei Unitymedia die Fluktuation gering. Offensichtlich hat der Kabelnetzbetreiber mit Sitz in Köln in Sachen interner Kommunikation vieles richtig gemacht. Die Implementierung eines neuen eLearning-Systems hat dem Unternehmen, das zum Konzern Liberty Global gehört, dabei geholfen.

 

Felix Schumann erklärt die Ausgangssituation und wie ein virtuelles Lernsystem den Kulturwandel unterstützt: "Die Mitarbeiter waren mit ihren Weiterbildungsmöglichkeiten und persönlichen Entwicklungschancen unzufrieden". Eine Umfrage zeigte, dass lediglich 46 Prozent die Angebote gut fanden. Der Telekommunikationsdienstleister mit 2.500 Mitarbeitern sah den Schlüssel darin, die Feedbackkultur zu ändern: Führungskräfte bekommen heute 360-Grad-Feedback von Mitarbeitern, Kollegen und Vorgesetzten. Mitarbeiter stehen ständig im Entwicklungsdialog mit ihren Führungskräften. Einen sich daraus ergebenden Schulungsbedarf klären Führungskräfte und Mitarbeiter miteinander.

Neue Kommunikationskultur

Mit diesem Schritt ist eine neue Kommunikationskultur entstanden. Mitarbeiter können im Gespräch vereinbaren, welche Schulungen und Kurse sie besuchen wollen. Parallel dazu nutzt Unitymedia die Online-Lernplattform Skillport. 420 Kurse sind dort aufrufbar, von IT-Trainings über Desktop-Schulungen bis hin zu eigens erstellten Unitymedia- Produktschulungen. Letztere sieht  Schumann als Hauptgrund, warum sich eLearning binnen eines Jahres nach Projektstart im Unternehmen etabliert hat. Innerhalb dieser Zeit wurden rund 250 Mitarbeiter zu Dauernutzern des Lernportals. Sie absolvieren die Trainings komplett bis zum Ende.

"Wobei die Anzahl punktueller Lerner ebenso vielversprechend ist", wie Schumann erklärt. Das sind User, die gezielt in einen Kurs klicken, um dort konkrete Informationen abzurufen. Dieses Lernen "on the Job" ersetzt oftmals das Googeln. Mit dem Vorteil, dass die Informationen in den Kursen geprüft und validiert sind. Auch wächst das Vertrauen in eLearning-Inhalt mit jeder schnell gefundenen Information. So werden aus punktuellen Lernern rasch Fans der virtuellen Lernwelt. Wichtig ist der strategische Nutzen des virtuellen Lernens, betont der Psychologe. Unitymedia will mit der Einführung von eLearning als Medium den digitalen Wandel nutzen. Zudem sollen Kosten von Trainern, Reisen und Seminarräumen sinken.

Schnell und individuell

Unitymedia erstellte gemeinsam mit Skillsoft einen firmenspezifischen Kurs, der den komplexen Vorgang von der Bestellung bis zum Rechnungsbuchung behandelt. Bei mehr als sieben Millionen Kunden ist dieser Prozess einer der wichtigsten Bausteine im Arbeitsalltag der Unitymedia-Mitarbeiter. Wer ihn perfekt beherrscht, arbeitet effektiver und steigert somit Umsatz und Gewinn. Obendrein sorgt das für mehr Zufriedenheit im Job. Denn TV- oder Telefonie-Abos wollen verkauft und die Daten etwa nach Umzug oder Tarifwechsel rasch und reibungslos gepflegt werden.

"ELearning hilft uns bei der schnellen Umsetzung", verdeutlicht Schumann. Anstelle von zwei Trainern, die zwischen Villingen- Schwenningen und Kassel 600 Kollegen schulen, übernimmt nun das Training der Online-Kurs. Vorteil für die Lerner: Sie sind nicht an Seminarorte und -zeiten gebunden. Vielmehr kann jeder nach seinem individuellen Lernbedürfnis und in seinem persönlichen Lerntempo die Inhalte verinnerlichen.

Hingegen würden textreiche Kurse nur ungern geklickt. Gerade Compliance- Kurse, die zwar wichtig sind, seien oft mit viel Text versehen. Wenn man das nicht ändern kann, ist der Rat des HR-Experten "in Häppchen zu lernen". Damit das Lernen angenommen wird, hat Schumann über einfache Regeln und intelligente Hilfestellungen, die zum Lernen animieren, nachgedacht: Zu allererst wurde mit dem Betriebsrat vereinbart, dass Lernzeit zur Arbeitszeit gehört. Um ungestört lernen zu können, empfiehlt Schumann, die Zeit mit einem Outlook-Termin zu blockieren. Stopp-Schildchen am Arbeitsplatz, die zeigen: "Ich bin beim eLearning", signalisieren den Kollegen, dass sie nicht stören dürfen.

Eigenverantwortung und Transparenz

Wichtig sei zudem, dass eigenverantwortlich gelernt wird. "Das Portal ist offen", sagt Schumann. Alle Kurse stehen allen Mitarbeitern zu Verfügung. Jeder Mitarbeiter kann Trainings aller Hierarchien buchen. So sieht der Sachbearbeiter, welche Kurse etwa zum Thema Mitarbeitergespräch oder Motivation seinem Chef zur Verfügung stehen und kann diese ebenso absolvieren. "Wir wollen diese Transparenz", erklärt Schumann. Sie sei ein Pfeiler der Firmenkultur. Auf ihr fußen die Maßnahmen der eingeführten Lernsoftware. Akzeptanz, Integration und Qualität seien die Basis für erfolgreiches eLearning.

Hohe Qualität

In Bezug auf die Qualität ist wichtig, die Lerneinheiten vorab einer sorgfältigen Prüfung zu unterziehen. Die Abfrage von Fachbereichsthemen war entscheidend, damit die erforderlichen Kompetenzen und Fähigkeiten abgedeckt sind. "Für das Reporting haben wir uns vorab mit dem Betriebsrat abgestimmt", sagt der HR-Experte. Damit kann Unitymedia umfassende und qualitativ hochwertige Daten erheben. Ein weiteres Qualitätsmerkmal entstehe beim Verknüpfen von eLearning mit Präsenz-Schulungen (Blended Learning).

Um die Akzeptanz zu erhöhen, wurden Trainingsdepartments und Stakeholder mit einbezogen, etwa bei der Themenauswahl. Eine Webinar-Reihe mit Skillsoft, eine HR-Infoveranstaltung für Führungskräfte und eine interne Roadshow sorgen außerdem dafür, dass die entscheidenden Zielgruppen früh über das Lernprogramm informiert sind. Bislang hat jeder Kollege mindestens zwei Trainings online absolviert.

Sichtbare Erfolge schon nach kurzer Zeit

Bereits nach knapp einem Jahr sind die Ergebnisse durchweg positiv. Schumann bilanziert: "Die Nachfrage nach eLearning aus den Fachabteilungen steigt an. Gleiches gilt für die Transparenz der Online-Tools im Unternehmen." Zeitgleich konnte Unitymedia Einsparungen im unteren fünfstelligen Bereich erzielen. Schlussendlich ist insbesondere die Mitarbeiterzufriedenheit um 18 Prozent deutlich verbessert. Mit heute 64 Prozent gilt sie unter Personalern als hoher Wert. "Die Kollegen wertschätzen vor allem die Eigenverantwortung für das Online-Lernen", verdeutlicht Schumann. Für ihn eine Folge des Dreiklangs: Lernkultur – Mitarbeiterzufriedenheit – strategischer Nutzen.