open HPI

Aktuelles akademisches Wissen für jedermann

Prof. Christoph MeinelPotsdam, April 2014 - Prof. Christoph Meinel ist Inhaber des Lehrstuhls für "Internet-Technologien und Systeme" am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam, das er leitet. Daneben hat er das MOOC-Projekt "openHPI" initiiert. "Wir haben uns schon viele Jahre mit dem Thema eLearning beschäftigen, das mobile "tele-TASK" Vorlesungsaufzeichnungstool entwickelt und unser ""tele-TASK" Portal aufgebaut mit inzwischen über 5.000 Vorlesungsaufzeichnung und vielen Millionen Klicks. Insofern haben wir sofort verstanden, das MOOCs das eLearning revolutionieren, indem sie dem eLearning eine breite soziale Kommunikation hinzufügen.", vertritt er überzeugt.

Welche Vision eines Lehrauftrags verbinden Sie persönlich mit dem Thema MOOC?

Prof. Christoph Meinel: Als einer der deutschen Tele-Teaching-Pioniere unter den Universitäts-Professoren liegt mir daran, aktuelles akademisches Wissen in allgemein verständlicher Form  jedermann zugänglich zu machen. Gerade in einer sich so schnell verändernden Branche wie der Informationstechnologie ist es wichtig für Interessenten, sich zu wichtigen Themen stets auf dem Laufenden halten zu können.

Welche Erfahrungen haben Sie bei der Abwicklung von MOOCs am meisten überrascht?

Prof. Christoph Meinel: Unsere Nutzerstruktur bei openHPI – wir haben im Durchschnitt etwa 10.000 Kursteilnehmer – zeigt deutlich, dass MOOCs nicht nur Studenten ansprechen, sondern vielmehr noch die Weiterbildungswilligen mit einiger Berufserfahrung. Das hätte ich nicht in diesem deutlichen Maße erwartet. Deshalb erscheinen auch Sorgen überflüssig, MOOCs würden einmal ein Universitätsstudium überflüssig machen. Das kann und wird nicht der Fall sein.

Ist es in Ihren Augen ein Problem, dass die Drop-out-Quoten bei MOOCs generell hoch sind oder ist dies eine Begleiterscheinung, die bei frei angebotenen Lehrinhalten unausweichlich ist?

Prof. Christoph Meinel: Bei openHPI verzeichnen wir keine solch hohen Ausstiegsraten, wie man sie teilweise in den USA beklagt. Im Gegenteil: Unsere Nutzer bleiben recht gut dabei – im Durchschnitt ist jeder Dritte der eingeschriebenen Kursteilnehmer aktiv mit eigenen Posts oder eingereichten Hausaufgaben -, was uns sehr freut. Wir sind sicher, dass dies vor allem auch an der intensiven Betreuung der Lernenden im Forum liegt. Wir reagieren im Verlauf eines Kurses auf uns bekannt gewordene Fragen und Wünsche nicht nur mit verbalen Diskussionsbeiträgen, sondern auch mit multimedialen Tutorials und optimieren so ständig das aktuelle Angebot.

Betrachten Sie MOOCs als "add-on" zu curricularen Ausbildungsgängen oder ist eine Zukunft vorstellbar, in der MOOCs die Kernkomponente einer akademischen Ausbildung sein könnten?

Prof. Christoph Meinel: Ich kann mir nicht vorstellen, dass MOOCs einmal die zentrale Rolle in einer universitären Ausbildung spielen werden. Aber einen immer wichtigeren Platz darin dürften sie künftig schon einnehmen, vor allem bei den grundlegenden Themen, bei denen in Einführungen viel systematisches Faktenwissen vermittelt werden muss.

Wie wird sich das Verhältnis von Ausbildung und Weiterbildung mit Hilfe von MOOCs entwickeln?

Prof. Christoph Meinel: Deutlicher noch als in der universitären Ausbildung, wo MOOCs in wachsendem Maße komplementär zur Präsenzlehre eingesetzt werden, sehe ich die Bedeutung solcher offener Onlinekurse für jedermann im "life long learning" zunehmen. Unabhängig von bestimmten Zeiten und Orten nach freier Wahl gewünschte, speziell interessierende Lehrinhalte aufzunehmen und mit anderen zusammen - auch auf mobilen Geräten - zu er- und verarbeiten - das ist auch wichtig für Mitarbeiter und Kunden von Wirtschaftsunternehmen. SAP geht da voran - übrigens unter Nutzung  unserer technischen openHPI-Plattform. Die stellen wir gegen Kostenbeteiligung gern auch anderen Bildungseinrichtungen in Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft bereit.