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Weiterbildungsmarkt: Wandel unter Krisenbedingungen

Bonn, Januar 2024 - Die Weiterbildungsbranche steht unter Druck: Digitalisierung, Energiekrise und Inflation sowie Personalengpässe verschärfen den Wettbewerb und erschweren die Angebotsplanung. Dies zeigen Ergebnisse der wbmonitor-Umfrage des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. (DIE). Viele Anbieter reagieren in dieser Situation mit Neuerungen im Angebot und Kooperationen.

Digitale Weiterbildungsformate sind für viele Anbieter inzwischen unverzichtbar, um am Markt zu bestehen. 62 Prozent maßen ihnen 2022 eine strategische Bedeutung hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit zu. Durchschnittlich jede vierte Weiterbildung (25 Prozent) wurde rein online durchgeführt. Online-Angebote bieten den Vorteil, Weiterbildungsinteressierte ortsunabhängig mit passgenauen Angeboten adressieren zu können. Gleichzeitig können Nachfragende ohne Berücksichtigung des Veranstaltungsorts aus mehr Angeboten auswählen, sodass sich die Anbieter auf mehr Wettbewerb einstellen müssen. So sah fast die Hälfte der Einrichtungen (46 Prozent) digitale Angebote anderer Anbieter als Konkurrenz an.

Eine besondere Herausforderung für die Anbieter bestand durch die Planungsunsicherheit infolge der Energiekrise und der hohen Inflation. Vor dem Hintergrund der unsicheren gesamtwirtschaftlichen Konjunktur sahen sieben von zehn Einrichtungen (71 Prozent) die zukünftige Nachfrage nach ihren Leistungen als schwer vorhersehbar an. Zudem konstatierte fast jeder zweite Anbieter (45 Prozent) eine rückläufige Nachfrage durch Preiserhöhungen seiner Weiterbildungen.

Auch der Fachkräftemangel ist mittlerweile ein wichtiges Thema für die Branche. Dies zeigt die Einschätzung von 70 Prozent der Anbieter, Schwierigkeiten bei der Gewinnung geeigneten Weiterbildungspersonals, womit auch Honorarkräfte gemeint waren, zu haben. Gerade mit Blick auf die Bedeutung des Bildungsbereichs zur Begleitung aktueller gesellschaftlicher und technischer Transformationsprozesse kann der Befund als alarmierend betrachtet werden.   

Unter sich wandelnden Marktbedingungen wurden viele Anbieter durch Neuerungen im Angebot aktiv. Nahezu zwei Drittel der Einrichtungen (64 Prozent) boten mindestens eine thematisch neue Weiterbildungsveranstaltung an. Jeder zweite Anbieter adressierte neue Zielgruppen mit neu- oder weiterentwickelten Angeboten. 59 Prozent hatten mindestens eine Veranstaltung in Kooperation im Angebot. Dies konnte die Zusammenarbeit sowohl mit anderen Weiterbildungsanbietern als auch mit anderweitigen Organisationen beinhalten. Häufig war mit kooperativen Angeboten das Motiv verbunden, den hohen Wettbewerbsdruck zu reduzieren.

Der wbmonitor ist ein Kooperationsprojekt von BIBB und DIE, das mit einer jährlichen Umfrage bei Anbietern allgemeiner und beruflicher Weiterbildung zu mehr Transparenz über die Weiterbildungslandschaft und Anbieterstrukturen beiträgt und aktuelle Veränderungen aufzeigt. An der Umfrage 2022 "Weiterbildungsmarkt im Wandel" beteiligten sich 1.805 Weiterbildungsanbieter.