Studie der D21

Medienbildung an deutschen Schulen

Berlin, November 2014 - Medienkompetenz gilt heute wie Lesen, Schreiben und Rechnen als Schlüsselqualifikation für einen chancenreichen Start ins Berufsleben. Der souveräne Umgang aller Schüler mit PC, Internet und digitalen Medien setzt daher eine flächendeckende und systematische Verankerung von Medienbildung voraus. Die Studie der Initiative D21, die jetzt in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, analysiert die schulische Medienbildung in Deutschland und formuliert konkrete Handlungsempfehlungen auch auf der Basis von zahlreichen Experteninterviews.

Medienbildung soll im schulischen Bildungsauftrag verankert werden, damit Lehrerkräfte Medienkompetenz erfolgreich vermitteln können. Lehrerinnen und Lehrer müssen selbst medienkompetent und mediendidaktisch geschult sein und natürlich müssen die Schulen auch über die erforderliche technische Infrastruktur und digitale Lerninhalte verfügen.

Strukturelle Verankerung

Während Medienbildung in manchen Bundesländern umfangreich im Lehrplan verankert ist oder projektorientiert vermittelt wird, hängt sie in anderen Ländern mehr vom individuellen Engagement der Schulen und Lehrer ab. Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21 betont: "Medienbildung muss systematisch in die Lehr- und Bildungspläne aller Unterrichtsfächer integriert werden und ein selbstverständlicher Bestandteil des Unterrichts werden. Die Zeit dafür drängt. Die bundesweite Koordination und Bündelung der Ressourcen mit dem Ziel, verbindliche Mindeststandards in allen Bundesländern durchzusetzen, ist dringende Aufgabe der Kultusministerkonferenz."

Lehrerbildung

Obwohl digitale Medien von den Lehrkräften überwiegend positiv eingeschätzt und im Unterricht zumindest gelegentlich eingesetzt werden, stellt der große Anteil älterer und teilweise medienkritischer Lehrer eine Herausforderung dar. Verbindliche Fortbildungen für Lehrer sowie ein deutlicher Ausbau der Medienpädagogik als verpflichtender Bestandteil der Lehrerausbildung und des Referendariats müssen neben einer besseren personellen und finanziellen Ausstattung der Hochschulen und Medienzentren dringend durchgesetzt werden.

Technische Infrastruktur

Die technische Ausstattung der Schulen ist im Allgemeinen nicht ausreichend. Auch bezüglich IT-Administration und der Verfügbarkeit digitaler Lerninhalte werden Schulen und Lehrer oft allein gelassen. Es ist Aufgabe der Länder, herstellerneutrale und einheitliche Mindeststandards für die technische Ausstattung vorzulegen und professionelle Dienstleister für Einrichtung, Wartung und Support zu engagieren.

Saskia Esken, Bundestagsabgeordnete der SPD, ist im Bildungsausschuss und im Ausschuss Digitale Agenda. Sie zeigte sich bei der Präsentation der Studie in Berlin überzeugt: "Der Erwerb digitaler Kompetenzen in der ganzen Breite - der souveräne Umgang mit Medien, mit eigenen Daten und mit Informationen im Netz - kann nur gelingen, wenn digitale Bildung in allen Schulstufen und Schulfächern Einzug hält. Wichtigste Voraussetzung dafür ist die Kompetenz des pädagogischen Personals beim Einsatz von digitalen Materialien und Methoden. Deshalb müssen medienpädagogische Kompetenzen zum verpflichtenden Bestandteil der Aus- und Weiterbildung aller Lehrkräfte und anderer pädagogischer Berufe werden. Beim Aufbau und der Pflege guter Schulnetze, bei der Entwicklung und guten Umsetzung eigener medienpädagogischer Konzepte und bei der notwendigen Weiterbildung müssen wir die Schulen und die Lehrkräfte durch passgenaue Angebote unterstützen."

Medienintegration und Medienkompetenz

Die Vermittlung von Medienkompetenz ist komplex und wird die Unterrichtspraxis in den kommenden Jahren stark verändern. Gerade ältere Lehrkräfte benötigen zum Aufbau eigener Medienkompetenz Zeit, Unterstützung und Begleitung durch eine qualifizierte Medienberatung an ihrer Schule. Bundestagsabgeordneter Sven Volmering (CDU) ergänzt: "Da ich selbst Lehrer bin, weiß ich, unter welchen zusätzlichen Arbeitsbelastungen die Kolleginnen und Kollegen jenseits des Unterrichts stehen. Wenn wir digitale Bildungselemente an den Schulen dauerhaft und fächerübergreifend integrieren wollen, müssen wir den Lehrkräften Freiräume schaffen, um sich weiter qualifizieren zu können. Zum Aufbau von eigenen Medienkompetenzen bei den Lehrkräften ist es von enormer Wichtigkeit, den Lehrerinnen und Lehrern Rechtssicherheit bei der Verwendung digitaler Materialien zu geben. Mit der Entfristung des §52 a UrhG machen wir einen ersten Schritt dahin."