Zeit und Ressourcen

Pioniergeist in der Aus- und Weiterbildung

Thomas GlattZürich/Karlsruhe, Februar 2015 - Der Bankensektor ist seit Jahrzehnten Vorreiter in Bezug auf moderne Weiterbildungstechniken. Thomas Glatt ist rund 28 Jahren bei der Credit Suisse in diesem Bereich tätig und hat viele Entwicklungen kommen und gehen gesehen. Neue und andere Formate auszuprobieren und auf ihr Potenzial hin zu überprüfen war eine Triebfeder seines Wirkens. So hat er u.v.a. auch die "Spinner-Suite" auf der LEARNTEC begründet und mit konzipiert.

Woran erinnern Sie sich aus der Anfangszeit Ihrer Arbeit?

Thomas Glatt: Ich erinnere mich an den Anfang des multimedialen Lernens bei der Credit Suisse. Im Jahr 1987 arbeiteten wir mit einem Diakarussell mit Tonspur. Herausragend und wichtig war der Ton und eine tutorielle orientierte Mediendidaktik. Wir vertraten vor allem ein humanistisches-humboldtsches Bildungsideal. Gleichzeitig galt der Anspruch, dass ein Autor von A bis Z alles machen musste. Also das Endprodukt aus einer Hand und damit aus einem Guss war.

Die Banken mit ihrer dezentralen Organisation (Filialen) und ihren grossen, einheitlichen Zielgruppen (bspw. PrivatkundenberaterInnen) waren prädestiniert für solche multimedialen Lerngeräte, und es war eine echte Herausforderung zu gewährleisten, dass an allen - damals zahlreichen - Standorten die gleichen Inhalte verfügbar waren. Für Anpassungen an den Programmen  waren große Anstrengungen nötig.

Was hat die Umstellung auf den Computer bewirkt?

Thomas Glatt: Anfang der 90er Jahre haben wir auf computergestützte Weiterbildung umgestellt – notabene kostete so ein multimediales System mit wiederbeschreibbaren Optical Discs über 25.000 Franken. Der nächste große Schritt war allerdings die zentrale Verteilung der Materialien über Server, etwa 1994/1995. Wir waren damit – Schweiz-zentriert – ein Pionier für das "Lernen am Arbeitsplatz", allerdings noch tonlos.

Das Internet hat dann vieles einfacher gemacht: Die Inhalte waren überall zugänglich, die Änderungsprozesse wurden zentral und einfach. Das hat uns – besonders in Bezug auf die globale Ausrichtung – einen großen Schritt nach vorne gebracht. Im Jahr 2004 haben wir dann ein LMS eingeführt.

Welche Themen haben die Weiterbildungsentwicklung getrieben?

Thomas Glatt: Im Bankensektor war das Thema "Legal & Compliance" immer ein großer Trendtreiber, lange bevor es ein allgemeines Unternehmensthema wurde. Und natürlich auch die Fachthemen und die Applikationsschulung.

Was sind die heutigen Weiterbildungsherausforderungen bei der Credit Suisse?

Thomas Glatt: Seit langem etabliert  ist bei der Credit Suisse der Blended Learning Ansatz. Wenn ich "etabliert" sage, dann meine ich, dass eLearning bei uns kein Thema mehr ist, sondern eine Selbstverständlichkeit in der Aus- und Weiterbildung. Der "e-Kanal" wird konzeptionell immer einbezogen.

Wir haben in den vergangenen Jahren vieles probiert. Mehr als einmal haben wir experimentell Neuland betreten. Dazu gehörten unsere Experimente mit "Second Life", die sich noch nicht etablieren konnten. Auch Simulationen kommen in unserem Bereich noch nicht so recht zum Laufen. Seit zwei Jahren arbeiten wir an der Integration virtueller Prozesse in die Trainingseinheiten im Bereich Social Learning. Und unsere heutigen "Learning Nuggets" sind ein echter Trendsetter und Riesenerfolg.

Zeit und Ressourcen benötigen aber vor allem Technikumstellungen wie derzeit LMS-Umstellung in die Cloud. Ein zentrale Rolle spielte bei uns immer die Qualitätssicherung via eTest – und hier unterstützen wir viele Bereiche in deren permanenter, fachlicher Qualitätssicherung wie beispielsweise die Contact Center. Und auf der LEARNTEC habe ich Video-integriertes Social Learning entdeckt. Die Themen gehen sicher nicht aus.

Doch zentral für uns ist und bleibt: Wir machen eLearning nicht um der tollen Möglichkeiten willen, sondern wir wollen unsere Mitarbeitenden in ihrer Arbeit unterstützen und weiter bringen, ihre Sozial- und Fachkompetenzen fördern.