Niedersachsen

Virtuelle Akademie bündelt den eLearning-Einsatz

Hannover, April 2015 - Die Virtuelle Akademie (VA) Niedersachsen soll als Serviceeinrichtung den eLearning-Einsatz in der Landesverwaltung bündeln und dazu beitragen, dass eLearning aus der Pilotphase heraustritt. Ursula Wedemeier, Koordinatorin für eLearning in der niedersächsischen Landesverwaltung beim Ministerium für Inneres, Sport und Integration erklärt, wie eLearning als reguläre, selbstverständliche und allgemein akzeptierte Methode die bisherigen Weiterbildungsangebote ergänzen kann.

In welchen Bereichen kommt eLearning in der Öffentlichen Verwaltung zum Einsatz?

Ursula Wedemeier: ELearning leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Modernisierung der niedersächsischen Landesverwaltung und zur Implementierung neuer Fachverfahren. Es verbindet Arbeiten und Lernen und unterstützt die Verwaltung auf dem Weg zu einem modernen Dienstleister und attraktiven Arbeitgeber.

Der Einsatz von eLearning erfolgt häufig im Zusammenhang mit Schulungen für große Zielgruppen oder für Gruppen, deren Mitglieder räumlich weit voneinander entfernt sind – das ist in Niedersachsen häufig der Fall. ELearning ist auch dann ein probates Mittel, wenn eine qualitative Verbesserung der Aus- und Fortbildung durch den Einsatz moderner und interaktiver Medien erwartet werden kann. Für Themen, die wiederholt geschult oder aufgefrischt werden müssen und sich für eine mediale Aufbereitung eignen, wird eLearning ebenfalls genutzt.

Welche eLearning-Projekte haben Sie in Niedersachsen bereits erfolgreich umgesetzt?

Ursula Wedemeier: Erfolgreiche Beispiele sind in Niedersachsen in den letzten drei Jahren an unterschiedlichen Stellen mit Unterstützung des Ministeriums für Inneres, Sport und Integration und des von ihm beauftragten Kompetenzzentrums eLearning Niedersachsen (KEN) umgesetzt worden:

Bei der Polizei wurde ein Lernmodul zur kriminalistischen Tatortarbeit entwickelt und in einem Blended-Learning-Szenario (Blended Learning: Lehrkonzept, das Präsenzveranstaltungen und virtuelles Lernen auf Basis moderner Informations- und Kommunikationsmedien verknüpft) eingesetzt. Im Vergleich zu einer traditionellen Schulung reduzierte sich die Lernzeit – bei gleichem Lernerfolg – um 40 Prozent.

  • Bei der Umstellung von 15.000 PC-Arbeitsplätzen in der niedersächsischen Justiz auf das Betriebssystem Windows Vista wird eine begleitende, reine eLearning-Schulung angeboten. Hierzu hat das Justizschulungszentrum in Kenntnis der spezifischen Anforderungen der Beschäftigten ein individuelles Lernmodul entwickelt. Es wird von den Nutzern so gut angenommen, dass man bereits weitere Lernmodule auch für andere Softwareanwendungen erstellt.
  • Bei den Landesfeuerwehrschulen in Celle und Loy werden Lernprogramme für die freiwilligen Feuerwehrmänner und -frauen entwickelt, die sich damit auf Kurse an einer der Feuerwehrschulen vorbereiten können. An den Schulen selbst wird eine Einsatzsimulation verwendet, die angehenden Feuerwehrführungskräften eine virtuelle Einsatzlage veranschaulicht und das didaktische Instrumentarium an den Ausbildungsstätten sehr sinnvoll erweitert.
  • In Kürze wird das Studieninstitut des Landes Niedersachsen ein eLearning-Programm zur Umsetzung einer neuen Beurteilungsrichtlinie zur Verfügung stellen. Die für die Beurteilung des Personals zuständigen Bediensteten haben zusätzlich die Möglichkeit, in nachfolgenden Präsenzschulungen noch offene Fragen zu klären. Um die Richtlinie und die damit verbundenen Zielsetzungen auch für die zu beurteilenden Bediensteten transparent zu machen, steht das Lernprogramm allen Beschäftigten der Landesverwaltung offen. Am Studieninstitut kann man bereits auf vorangegangene eLearning-Projekte zurückschauen. So wurde 2007 gemeinsam mit den kommunalen Studieninstituten für die Auszubildenden ein in der Kooperation entwickeltes Klausurvorbereitungsprogramm zum Thema eAllgemeines Verwaltungsrechte angeboten.

Welche Aufgabe hat die Virtuelle Akademie?

Ursula Wedemeier: Die geplante VA wird als zentrale Einrichtung eine weitere Professionalisierung des Einsatzes von eLearning in der Landesverwaltung ermöglichen. Zu diesem Zweck sollen die bestehenden fachspezifischen Kompetenzen und Ressourcen des zentralen Weiterbildungsinstituts (SIN), des Landesbetriebs für Statistik und Kommunikation Niedersachsen (LSKN) und des KEN zusammengeführt werden.

Diese Kompetenzbündelung soll den Zugang zu eLearning vereinfachen und kostengünstiger gestalten. Standardisierung und ressortübergreifende Umsetzungserfahrung werden helfen, eLearning schneller zu entwickeln und für die Verwaltung nutzbar zu machen. Das Angebot der VA soll von der technischen Bereitstellung von Lernmodulen und virtuellen Klassenräumen über die Beratung und Schulung von eLearning-Interessenten bis zur Erstellung von eLearning-Angeboten reichen.

Worin liegen die Vorteile des virtuellen Lernens gegenüber einem konventionellen Unterricht?

Ursula Wedemeier: Virtuelle Lernangebote sind eine sinnvolle Ergänzung zu den konventionellen Schulungen. Sie helfen, großen Zielgruppen an individuelle Bedürfnisse angepasste Lern- und Wissensinhalte zur Verfügung zu stellen. Für virtuelle wie für traditionelle Angebote gilt jedoch, dass der Lernerfolg abhängig ist von der eigenen Einstellung zum Lerninhalt und der Bereitschaft und Möglichkeit, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, dann hat gut gemachtes eLearning durch die damit verbundene Zeit- und Ortsunabhängigkeit sowie die Anpassung an das eigene Lerntempo qualitative und auch wirtschaftliche Vorteile. Monetäre Vorteile sind vor allem bei weit verteilten oder großen Zielgruppen offensichtlich – und wenn durch Blended Learning Präsenztage eingespart werden können.

Welche Meinungen äußern die Teilnehmer am eLearning?

Urusla Wedemeier: Kritisch bewertet werden eventuell aufkommende technische Probleme, etwa wenn Plug-ins nicht installiert sind oder Ladezeiten als zu lang empfunden werden. Ebenfalls ungünstig sind fehlende Rahmenbedingungen für die Nutzung von eLearning am Arbeitsplatz.

Von einem Teil der Nutzer wird die freie Zeiteinteilung beim eLearning als positiv angesehen. Eine andere Gruppe erlebt diese Flexibilität als problematisch und kann sie nur schwer mit ihrem Arbeitsablauf vereinen.

In der Summe der allerdings nicht repräsentativen Rückläufe von Fragebögen überwiegen die positiven Kommentare und lassen den Schluss zu, dass eine Akzeptanz für eLearning bereits vorhanden ist.