Politik-Simulation

Genius - Im Zentrum der Macht

Berlin, Mai 2008 - Vom Bürgermeister in einem bayrischen Dorf bis zum Bundeskanzler können es die Spieler in "Genius - Im Zentrum der Macht" bringen, wenn sie ihr Handwerkszeug klug einsetzen. CHECK.point eLearning fragte Wolf-Rüdiger Feldmann, Geschäftsführer für den Bereich Marketing beim Cornelsen Verlag, wie anspruchsvolle Lernsoftware zum Thema Politik heute aussehen muss.




Warum hat Cornelsen sich in der Genius-Reihe neben Physik und Biologie nun dem Thema Politik angenommen?


Wolf-Rüdiger Feldmann:
Auf dem deutschen PC-Spielemarkt sind Simulationsspiele inzwischen ein etabliertes und sehr erfolgreiches Genre. Sie gelten gemeinhin als wohltuend langsam und intelligent. Damit stehen sie in klarem Kontrast zu "Ballerspielen".

Simulationen eignen sich hervorragend für den Transport politischer Bildungsinhalte. Auf spielerische Weise werden politische Inhalte in die Zimmer der "Computer-Kids" getragen und auch bildungsferne Zielgruppen angesprochen.

Das Grundprinzip von "Genius - Im Zentrum der Macht" erweitert das didaktische Konzept der beiden Genius-Vorgängerspiele. Sämtliche Aufgabenstellungen werden eng mit den Spielereignissen verknüpft und sind daher immer konkret motiviert.

Welche Herausforderungen müssen die Spieler dabei bewältigen?


Wolf-Rüdiger Feldmann: "Genius - Im Zentrum der Macht" bietet vier Level mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad: Von Gemeinde und Stadtteil über die Landeshauptstadt plus Region bis in den Bundestag. Das politische Talent muss dabei in vielerlei Hinsicht unter Beweis gestellt werden, das heißt Wahlversprechen einlösen, Interessenskonflikte ausgleichen und Mehrheiten organisieren, um wichtige Projekte durchzusetzen.

Der aufstrebende Staatsmann muss verschiedene Politikressorts zur Zufriedenheit seiner Bürger führen und braucht dafür ebenfalls einen zuverlässigen Mitarbeiterstab. Sehr gute politische Kenntnisse, wirtschaftliches Denken und ausgezeichnetes Personalmanagement sind Voraussetzungen dafür.

Der Weg führt dabei durch verschiedene Szenarien und Politikfelder. Verkehrs-, Wirtschafts-, Bildungs- und Familienpolitik und politische Grundordnung spielen dabei sowohl in dem kleinen Dorf im Allgäu als auch im Ruhrgebiet und im Berliner Regierungsviertel eine wichtige Rolle.

Gleichzeitig müssen die Spieler auch die Notwendigkeiten und Bedingungen politischer Kommunikation. Politische Rituale, wie zum Beispiel Auftritte im "virtuellen" Wahlstudio des ZDF, Umfragen oder Hochrechnungen sind Teil des Spiels.

Welche Lerninhalte transportiert "Genius - Im Zentrum der Macht"?


Wolf-Rüdiger Feldmann: Neben den politischen Themen, thematisiert "Genius - Im Zentrum der Macht" auch allgemeine Grundlagen unserer Gesellschaft. So bildet die Kenntnis von Grundwerten, wie sie vor allem im Grundgesetz verankert sind, immer wieder Grundlage bestimmter Aufgaben.

Vermittelt wird die Kernaufgabe der Politik. Die Spieler müssen dafür Sorge tragen, dass die Durchsetzung von Interessen gewaltfrei verläuft und der innere Frieden des Gemeinwesens nicht aufs Spiel gesetzt wird. Macht kann man also nur auf zivile, demokratisch legitimierte Weise erlangen, den Spielregeln des Rechtsstaates folgend.

Das Niveau der Aufgaben ist durchgehend einfach, aber gerade diese Grundlagen originell zu vermitteln, ist die besondere Herausforderung. Wer das Spiel durchspielt, kann bis zu 100 zentrale Begriffe der Politik in ihrer konkreten Bedeutung kennen lernen. Erst im letzten Drittel des Spiels gibt es komplexere und schwierigere Aufgaben.

Da die Simulation die Wirklichkeit in bestimmten Teilen nachahmt, können entsprechende Aufgaben die innere Distanz zu diesen Strukturen womöglich sogar vermindern helfen. Die Spielenden erfahren in jedem Fall, dass der tatsächliche Alltag von Politikern sich doch nüchterner und "mit den Mühen der Ebene behafteter" darstellt, als das in der Mediengesellschaft vermittelte Bild vermuten lässt.

Was können Sie uns über die Entwicklung dieses mehrfach ausgezeichneten Lernspiels berichten?


Wolf-Rüdiger Feldmann: Das Storyboard wurde bei Cornelsen entwickelt. Für die fachkundige Umsetzung haben wir die konzeptionelle und fachliche Beratung der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) hinzugezogen. Der Entwicklungszeitraum erstreckte sich über mehr als ein Jahr von Mitte 2006 bis Ende September 2007.

Die gesamte Genius-Reihe zeichnet sich durch hohe Qualität aus. Dazu gehört ein nicht-linearer Spielverlauf ebenso wie die Möglichkeit, verschiedene Spielstände zu speichern. Die Ereignisse im Spiel werden zudem durch zeichnerisch hochwertige Charaktere vermittelt, die über eingeblendete Schrift und Sprache mit dem Spieler kommunizieren. Als Sprecher werden hierfür bekannte Synchronsprecher engagiert.

Hohe Qualität wirkt sich immer auf die Kosten aus. Das Entwicklungsbudget, inklusive der Kosten für Autoren, Personal und Game-Engine, betrug rund 400.000 Euro. Für das Marketingbudget mit Prospekten, Vorschauen, Katalogen, Demo-CD, Anzeigen, PR, Messen, Referenten etc. hatten wir weitere 100.000 Euro eingeplant.

Was ist das Besondere an "Genius - Im Zentrum der Macht"?


Wolf-Rüdiger Feldmann: Genius verwirklicht in innovativer Weise politische Lern- und Bildungsprozesse. In der Verknüpfung lebenspraktischer Fragestellungen mit den Spielregeln des Rechtsstaates und der politischen Grundordnung können Jugendliche Verkehrs-, Wirtschafts-, Bildungs- und Familienpolitik gestalten und spielerisch erlernen.

Die mit einem Computerspiel realisierten Möglichkeiten interaktiver und immersiver Didaktik, der durch die Herausforderung eines Runden basierten Strategiespiels erreichte Motivationsgrad und die anspruchsvolle grafische Gestaltung involvieren die Spielenden besonders erfolgreich in politisches Lernen.