IHKs

ELearning als Zukunftsinvestition für KMU

Bonn, Februar 2010 - (von Kirsten Seegmüller) Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) setzen in ihrer Aufstiegsweiterbildung - etwa zum Fachwirt, Betriebswirt oder Meister - zunehmend Blended Learning ein. Über die IHK.Online-Akademie und die dahinter stehenden Lernplattformen der IHKs können die Kandidaten einen Teil der Vorbereitungen auf IHK-Prüfungen online absolvieren. Bisher beteiligen sich 46 der 80 IHKs an der Akademie.

"Einige sehen eLearning als von den Teilnehmern und Unternehmen gewünschtes Angebot, andere halten es für eine Zukunftsinvestition. Einige sehen dafür bisher keinen Bedarf", erklärt Stephan Langer, Projektmanager der IHK.Online-Akademie bei der DIHK-Bildungs-GmbH.


Mit der IHK.Online-Akademie stehen jedem Interessenten Online-Angebote zur Qualifizierung zur Verfügung. Im Jahr 2009 haben 20.000 Teilnehmer auf den Lernplattformen gelernt, im Vorjahr waren es 16.000, und Langer geht davon aus, dass die Nutzerzahl weiter ansteigen wird.


Einige IHKs betreiben Online-Schulungen sehr intensiv, wie etwa Münster und München. Auch Koblenz hat die Vorbereitungen zum Personalfachkaufmann (540 Stunden) auf sechs Tage Präsenzunterricht reduziert, den Rest absolvieren die Teilnehmer online.


Die Initiative IHK@hoc, getragen von den IHKs in Augsburg, Ulm, Konstanz und Weingarten, vermittelt 30 Prozent der Inhalte zum Wirtschaftsfachwirt über das Internet. Die Trainerqualifizierung beinhaltet 80 Stunden Online-Training und nur 40 Stunden Präsenzschulungen. Für die Firmenschulung zum Sales Manager in der Pfalz treffen sich die Teilnehmer sogar nur zweimal real: je einen Tag zum Auftakt und zum Abschluss. Der Rest der 200 Stunden findet im Internet statt.


Dass die IHKs ihre Prüfungsvorbereitungen im Netz anbieten, ist die Folge einer starken Nachfrage. Die zentrale Erwartung liegt darin, die Prüfungsvorbereitung in kürzerer Zeit zu durchlaufen. "Die Teilnehmer erwarten eine große Vielfalt an Netzkommunikation, und manchmal kann man sie sinnvoll integrieren", so Langer. Ein intensives Foren- und Chat-verhalten in einem Kurs, der sich jede Woche trifft, hält er für weniger wichtig. Allerdings will sich die Internet-Generation in Echtzeit austauschen und nicht eine Woche auf die persönliche Interaktion warten.


Wer ausschließlich online lernt, ist auf Foren angewiesen. Für all diejenigen, die viel oder unregelmäßig arbeiten, ist Blended Learning mit vielen Online-Anteilen ideal. "Diese Menschen konnten wir früher gar nicht erreichen", so Langer. Die Flexibilität der Arbeit müsse sich in der Flexibilität der Weiterbildung spiegeln, "man kann sogar bei Auslandsterminen lernen".


Eine Besonderheit gegenüber klassischen Anbietern von Lerninhalten liegt darin, dass die IHKs intensiv mit Partnern aus der eLearning-Branche kooperieren. "Wer Lernkonzepte und Inhalte entwickelt, kann sie in Zusammenarbeit mit einer IHK über die IHK.Online-Akademie verbreiten." Kooperationspartner sind eLearning-Anbieter für Lernplattformen, wie beispielsweise die imc AG und die e/t/s GmbH. Blended-Learning-Angebote integrieren Inhalte von IHKs und anderen Anbietern von Lerninhalten und -konzepten, wie etwa die Bit-media GmbH; M.I.T e-Solutions GmbH, Team Training Net GmbH, Insys GmbH, VIWIS GmbH/Nitor eLearning und Seminare, etc. Weitere Anbieter werden permanent nach ihrer Eignung für die IHK-Weiterbildung geprüft. "Unsere Jury besteht aus IHK-Experten und ar-beitet mit Beteiligung der ZFU."


Langer geht davon aus, dass "jeder Arbeitnehmer an einem Arbeitsplatz mit Computeranschluss ein potenzieller Kunde ist". IT-Experten kommen mit eLearning teilweise schlechter zurecht als andere Lerngruppen: "Sie arbeiten ständig mit dem Computer und suchen deshalb nach alternativen Lernformen", berichtet Langer. Meister und andere Mitarbeiter in der Produktion haben weniger Kontakt zu den neuen Medien und wollen sie beim Lernen kennenlernen.


Während man lesegeübten Akademikern viel Text anbieten kann, lernen andere Kandidaten lieber mit Grafiken, Bildern und Simulationen. Langer: "Jedes Konzept wird an die jeweiligen Zielgruppen angepasst."


Viele Lehrgänge sind in der Regel "formalisiert", mit Rahmenbedingungen, die auf definierte Ergebnisse abzielen. "Über Web 2.0-Anwendungen wird informelles Lernen ermöglicht, was die Angebote weiterentwickelt." In den Lehrgängen spielt das zunehmend eine Rolle, sei aber noch nicht so wichtig wie die formellen Inhalte.


Kurz vor den Prüfungen schnellen die Nutzerzahlen in die Höhe. "Übungsszenarien werden positiv angenommen", stellt Langer fest. Kandidaten der Aufstiegsweiterbildung gehen selbstbewusst mit den neuen Medien um. Das liegt auch daran, dass sie die Vorteile dieser Bildungsform klar erkennen und außerdem nur erfolgreich sein können, wenn sie selbstverantwortlich und eigenständig arbeiten und lernen.


"Man kann aber jeden dazu bringen, online zu lernen", findet Langer, "es geht um Aufbau und Ziel eines Lehrgangs." Grundsätzlich drehe sich die Diskussion nicht darum, ob und wie viel online angeboten wird, sondern darum, wie man schneller zu seinem Ziel gelangt - nämlich die Prüfung vorzubereiten und zu bestehen.