Schule interaktiv

"Integrierendes Lernen ist der Schlüssel"

Bonn/ Darmstadt, Juli 2008 - (von Bettina Deininger) Mit dem Projekt "Schule interaktiv" unterstützt die Deutsche Telekom Stiftung seit 2005 die Entwicklung von Medienkompetenz bei Lehrern und Schülern. Ab August 2008 erweitert sich der Kreis der interaktiven Schulen um 15 neue Teilnehmer. Wissenschaftler der TU Darmstadt begleiten die einzelnen Schulen auf ihren individuellen Wegen, eine neue Lehr-Lern-Kultur zu entdecken.




"Viele Lehrer kennen sich gut aus mit Office-Anwendungen, Lernsoftware und Internet, aber es gibt noch keinen zentralen Ort, an dem gute Unterrichtbeispiele mit neuen Medien zu finden sind", meint Thomas Trebing, M.A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU Darmstadt. Dass sich dies durch das Projekt "Schule interaktiv" ändert, daran hat das Team um Prof. Dr. Werner Sesink vom Arbeitsbereich Bildung und Technik am Institut für allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik der TU Darmstadt entscheidenden Anteil.

Über drei Jahre begleiteten Thomas Trebing und seine Kollegen vier weiterführende Schulen in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Sachsen dabei, wie sie selbstständig Ideen entwickelten und umsetzten, um neue Medien im Unterricht für mehr eigenverantwortliches, selbst gesteuertes Lernen in Projekten einzusetzen.

Mehr als 100 erprobte und evaluierte Unterrichtseinheiten sind entstanden, die den Schulen in einer eigens entwickelten Datenbank zur Verfügung stehen. Die vollständig dokumentierten Einträge können auf der Projektseite von anderen Schulen eingesehen werden. Zu den Resultaten gehört, wie die Beteiligten resümieren, nicht nur eine verbesserte Unterrichtsqualität, sondern auch eine neue Dimension des Lehrer-Schüler-Verhältnisses infolge der Projektsituation und eine Öffnung des Kollegiums zu einer fächerübergreifenden Zusammenarbeit.

Zur technischen Grundausstattung gehörten je 40 Laptops auf transportablen Wagen, fünf Desktop PCs, drei Smatboards und Beamer sowie W-Lan als Internetverbindung. Nach Bedarf der einzelnen Projekte wurden Digitalkameras, Videokameras und Software ergänzt.

Was die Lehrer unter "Erfahrungen" auf der Projektwebsite www.schule-interaktiv.de zusammenstellten, soll interessierte Kollegen ermutigen, auf die neuen Medien zuzugehen. "Es geht durchaus darum, Probleme anzusprechen und zuzugeben, was man sich nicht zutraut", bestätigt Julija Dietrich, Projektleiterin "Schule interaktiv" der Deutschen Telekom Stiftung. "Zentraler Bestandteil des Projekts war es ja, das jede Schule eigenverantwortlich ihre Themen und Wege finden sollte. Alle haben auch eine unterschiedliche Entwicklung genommen."

Die positiven Ergebnisse aus der ersten Projektphase, die im Januar 2008 endete, bestärkten die Deutsche Telekom Stiftung, das Projekt weiterzuführen und in den jeweiligen Bundesländern auszuweiten. So stehen in der im August 2008 startenden zweijährigen Transferphase an der Seite der Europaschule Bornheim, der Wöhlerschule in Frankfurt am Main, der Werner-Heisenberg-Schule und der 56. Mittelschule in Leipzig insgesamt 15 neue Partnerschulen, die von den Erfahrungen der "Pionierschulen" profitieren dürfen.


Zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit, die mit Fortbildungen und medienpädagogischer Begleitung einhergeht, gehört es, gelungene Unterrichtsbeispiele nicht als Modelle, sondern als Vorbilder für eigene Lösungen vorzustellen.

Im nächsten Schritt tritt im Herbst erstmals der neu eingerichtete Beirat unter dem Vorsitz von Dr. Gerd Hanekamp, Programmleiter der Deutschen Telekom Stiftung, zusammen, der aus den Mitgliedern der zuständigen Landesministerien und Prof. Sesink besteht. "Ziel und Aufgabe des Beirats ist es, Ergebnisse und Erkenntnisse des Projekts in bestehende Strukturen zu integrieren und damit mittel- und langfristig noch mehr Schulen zu erreichen", beschreibt Julija Dietrich die Perspektive von "Schule interaktiv".

Denn in den meisten Schulen gibt es noch kein nach Fächern und Klassen ausdifferenziertes Medienkonzept, wie Thomas Trebing seinen allgemeinen Überblick über Gymnasien in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen beschreibt. "Die Initiative geht immer von einzelnen Lehrern aus, und oft ist es Zufall, ob Fortbildung in neuen Medien angeboten wird." Die Schulinspektion der Bundesländer legt erst seit kurzem verstärkt Wert auf die Einbindung von neuen Medien.

Aus seiner Praxiserfahrung heraus können durch eLearning neue Prozesse angestoßen werden, aber "allein durch eLearning kommt noch keine neue Lernkultur." Entscheidend aus Trebings Perspektive ist es, die neuen Medien in den alltäglichen Fachunterricht zu integrieren und nicht in zusätzlichen Stunden oder als spezielles Fach anzubieten. Sinnvoll sei es, als ganze Schule mit kleinen Schritten zu beginnen.

Lernplattformen an Schulen seien noch selten, so Trebing, aber Intranet-Lösungen wie LANiS (Leichte Administration von Netzen in der Schule), das das Supportteam des Amts für Lehrerfortbildung (AfL) unterstützt, bieten einen Einstieg. Wieder einen Schritt weiter geht www.schola-21.de, eine Internetplattform zur Projektorganisation an Schulen, die den zugangsberechtigten Kreis auf alle teilnehmenden Schulen und externe Experten erweitert. Sein Fazit: "eLearning in der Schule gelingt, wenn sie einen Mehrwert zum Präsenzunterricht bringt."