Aus der Praxis

Digitale Escape Rooms – oder wie man Lernende (freiwillig) fesselt

Raphaela Gaßmann München/Karlsruhe, Mai 2024 - Wie lassen sich Lernende im eLearning-Kontext umfassend involvieren? Videospiele machen es vor: Durch immersive Erfahrungen fesseln sie die Spielenden und lassen sie in Themen und Inhalte eintauchen. Eine solche Lernlösung mit immersivem Lernerlebnis bieten digitale Escape Rooms. Raphaela Gaßmann von Fischer, Knoblauch & Co stellt mit ihrem Vortrag: "Digitale Escape Rooms – oder wie man Lernende (freiwillig) fesselt" das Praxisbeispiel des Miele Escape Room vor.

Welche Lerninhalte lassen sich über einen Digital Escape Room besonders gut vermitteln?

Raphaela Gaßmann: Da sind keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, dass man die Lerninhalte mit einem passenden Setting verknüpft. Digitale Escape Rooms sind vor allem praxisorientierte, immersive Lernlösungen. Daher eignen sie sich besonders gut, Inhalte möglichst interaktiv und praxisnah zu vermitteln und Lernende auch einfach mal ausprobieren zu lassen.

 

Welche Szenarien bieten sich dafür an, welche sind eher ungeeignet?

Raphaela Gaßmann: Ich behaupte, dass es kein Szenario und kein Thema gibt, das grundsätzlich ungeeignet ist. Es kommt auf die Kreativität an. Neben dem didaktischen Know-how ist Kreativität das A und O, um ein passendes und individuell zugeschnittenes Szenario zu entwickeln. Und das ist auch etwas, was mir an meiner Arbeit besonders Spaß macht. Mich inspirieren zu lassen und auch aus vielleicht etwas trockeneren Themen ein spannendes story- und gamebasiertes Szenario zu entwickeln, in das die Lernenden eintauchen, sich intensiv mit den Lernthemen auseinandersetzen und einen echten Lernmehrwert mitnehmen können.

 

Betrachten Sie den Digital Escape Room als konsequente Weiterentwicklung von Storytelling-, Gamification- und VR-Ansätzen oder ist das Lernerlebnis davon unbeeinflusst?

Raphaela Gaßmann: Dazu muss man genauer auf den digitalen Escape Room als Lernmedium schauen. Grundsätzlich ist der digitale Escape Room ein immersives Lernerlebnis mit einem höheren Immersionsgrad, insbesondere im Vergleich zu klassischeren Online-Trainings. Storytelling, VR und gamebasierte Komponenten sind Elemente, mit denen unter anderem Immersion erzeugt werden kann. Der digitale Escape Room kombiniert einige dieser Elemente, wie z. B. Storytelling oder zielgruppengerechtes Gameplay, um einen möglichst hohen Grad an Immersion zu erzeugen und damit das Lernerlebnis noch effektiver zu gestalten.

 

Richten sich Digital Escape Rooms speziell oder vorrangig an Mitarbeitende der Generation Z oder ist diese Form der Wissensvermittlung für alle Altersgruppen geeignet?

Raphaela Gaßmann: Digitale Escape Rooms bzw. story- und gamebasierte Lernformate sind für alle Altersgruppen geeignet. Vom game Verband der deutschen Games-Branche gibt es eine Statistik aus 2023, die zeigt, wie vielfältig die Spielerinnen und Spieler in Deutschland sind. Ganze 58 % der sechs- bis 69-Jährigen spielen Videospiele und das Durchschnittsalter liegt mittlerweile bei 37,9 Jahren.
Das zeigt uns wiederum, dass story- und gamebasierte Lernformate nicht grundsätzlich an eine Altersgruppe gebunden sind. Es kommt vielmehr auf die einzelnen Lerntypen an. Natürlich gibt es Lernende, die sich möglichst schnell und linear Lerninhalte aneignen wollen oder einfach nicht die Zeit zur Verfügung haben. Genauso gibt es Lernende, die sich gerne interaktiv und explorativ mit Inhalten auseinandersetzen und die Vorteile einer spielerischen, immersiven Aufmachung schätzen.

 

Welche Erfahrungen haben Sie bei FKC damit bereits gesammelt? Wie fällt das Feedback aus?

Raphaela Gaßmann: Seit dem Launch unseres ersten Escape Rooms – dem Miele Escape Room, den wir uns in meinem Vortrag beim LEARNTEC Kongress gemeinsam genauer anschauen – nimmt das Interesse der Kundinnen und Kunden nach spielerischen und immersiven Lernanwendungen konstant zu. Generell haben wir sehr positives Feedback erhalten. Es gibt sogar Lernende, die gar nicht mehr aus dem Escape Room raus möchten. Und auch Lernende, die gerne weitere spielerische Lernformate nutzen wollen. Das freut mich auch persönlich besonders, da ich bereits beim Konzipieren des ersten digitalen Escape Rooms meine Leidenschaft fürs Gaming einbringen und erfolgreich fürs Lernen nutzbar machen konnte.

 

Ist der Kostenrahmen für derartige Trainings mit der Erstellung anderer Weiterbildungsmaßnahmen vergleichbar?

Raphaela Gaßmann: Das ist natürlich stark projektabhängig. Digitale Escape Rooms können etwas einfacher gestaltet sein, aber auch beliebig komplex werden. Das ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Z. B. der Komplexität der Interaktionen oder auch der Raumgestaltung: Brauchen wir einen kundenspezifisch designten 3D-Raum oder können wir mit Stockmaterial arbeiten? Daher ist die Preisgestaltung nur am konkreten Projekt möglich. Als grobe Orientierung kann man aber von einem high-end Web Based-Training ausgehen.