Non-Profit

Wikipedia: Wissen 50plus ist gefragt

Berlin, Februar 2009 - In diesem Jahr startet der gemeinnützige Verein Wikimedia Deutschland e.V. eine große Kampagne, um die Generation 50plus zu ermuntern, ihr Wissen einer großen Nutzergruppe zugänglich zu machen. CHECK.point eLearning fragte Alice Wiegand, Vorstandsmitglied Wikimedia Deutschland e.V., wie sie diese heterogene Zielgruppe erreichen will.




Welche Aufgaben nimmt Wikimedia Deutschland e.V. im Netzwerk der Wikipedia wahr?

Alice Wiegand: Gegründet wurde Wikipedia im Januar 2001 von Jimmy Wales. Inzwischen ist die Online-Enzyklopädie zur führenden internationalen Plattform für freie Inhalte herangewachsen. 2003 folgte die Gründung der gemeinnützigen Wikimedia Foundation (WMF) mit Sitz in San Francisco. Die internationale nichtstaatliche Non-Profit-Organisation, hat sich der Förderung freien Wissens verschrieben. Ihr übereignete Wales im gleichen Jahr die Wikipedia-Server sowie die Namensrechte, die bis dato bei ihm persönlich lagen.

Wikimedia Deutschland e.V. wurde 2004 als erste nationale Wikimedia-Organisation gegründet und verfolgt das Ziel, freies Wissen zu fördern. Schwerpunkt ist dabei die Förderung der Wikipedia und anderer von der WMF betriebener Projekte. Mit dem Projekt "Wikipedia:Generation 50plus" will der gemeinnützige Verein neue Nutzer und Autoren für Wikipedia gewinnen.

Warum fasst Wikimedia Deutschland e.V. nun mit dem Projekt "Wikipedia: Generation 50plus" die Zielgruppe über 50 Jahre so vehement ins Auge?

Alice Wiegand: Wikipedia entwickelt sich stets weiter und es gibt viele Möglichkeiten das individuelle Wissen an andere weiterzugeben und selbst daran mitzuwirken, von der Überarbeitung bestehender Texte bis zum Erstellen neuer Artikel.

Im Herbst 2008 hat die Wikimedia Foundation eine iinternationale Umfrage bei den Wikimedia-Autoren durchgeführt. Leider liegen die Ergebnisse noch nicht vor. Älteren Schätzungen zufolge ist jedoch der größte Teil der aktiven Autoren männlich und zwischen 20 und 30 Jahren alt.

Durch die Aktivierung der Generation 50plus versprechen wir uns, dass Menschen in der Mitte des Lebens die Leser an ihrem ungeheuren Erfahrungswissen partizipieren lassen und damit Wikipedia ergänzen und qualitativ verbessern.

Ziel ist es, diese Generation erst einmal als Nutzer von Wikipedia zu gewinnen und ihnen zu zeigen, auf welch vielfältige Weise die Inhalte der Wikipedia das tägliche Leben bereichern können. Das schafft die Grundlage dafür, aus dem interessierten Leser einen Autor zu machen.

Menschen ab 50 haben Lebenserfahrung, Ausbildung und Beruf, aus denen unschätzbare Möglichkeiten erwachsen, die Wikipedia mitzugestalten, Inhalte zu verbessern und zu vervollständigen. Ein wesentlicher Punkt des Projekts ist daher auch, Informationen über die Funktionsweise von Wikipedia zu kommunizieren.

Wie wollen sie diese schwierige Zielgruppe erreichen?

Alice Wiegand: Die Senioren über 65 wollen wir zum Beispiel mit Broschüren aktivieren, die wir in Vereinen, Senioren-Internet-Cafés, Wohngruppen, Begegnungsstätten, Volkshochschulen und Universitäten mit generationsübergreifendem Angeboten verteilen.

Schwieriger zu erreichen ist die Zielgruppe der Berufstätigen 50plus. Mit der Unterstützung von Experten werden wir die bisher bekannten Kommunikationswege und Angebotsformate erweitern. Die Zielgruppe wollen wir auf möglichst vielen Wegen erreichen und über das Projekt informieren. Mögliche Wege werden natürlich Bekanntmachungen auf einschlägigen Internet-Plattformen, Berichte in Zeitungen, Zeitschriften und Fachmagazinen sein.

Neben Präsenzveranstaltungen, die von Vortragsreihen über eintägige Schulungen bis zu Online-Lehrgängen reichen, werden wir alle Möglichkeiten nutzen, der Zielgruppe den Umgang mit Wikipedia sowie Sinn und Chancen des freiwilligen Engagements zu verdeutlichen.

Viele neue Autoren sind nämlich überrascht über die Möglichkeiten, ihr eigenes Wissen im Dokumentationsprozess durch den Input anderer zu erweitern. Sie äußern sich positiv darüber, welche Freude es machen kann und welchen Reiz es hat, ein Thema mit anderen Autoren gemeinsam zu erarbeiten.

Für eine inhaltliche Veranstaltungsreihe entwickeln wir gerade ein Konzept. Die Planung und Entwicklung wird voraussichtlich innerhalb des ersten Quartals 2009 abgeschlossen sein und während des laufenden Jahres umgesetzt werden.

Nun unterstellt man ja gerade dieser Zielgruppe, dass sie große Hemmungen hat Web 2.0 zu nutzen, aus Angst sich zu blamieren. Was unternehmen Sie zum Abbau der Barrieren?

Alice Wiegand: Menschen, die mit Web 2.0-Technologien nicht vertraut sind, müssen erst einmal Barrieren und Hemmungen technischer Art überwinden, bevor sie Inhalte nutzen und einstellen können.

Wir wissen, dass der Informationsbedarf groß ist, deswegen wollen wir die Veranstaltungsreihe auch so früh wie möglich starten lassen. Neben den Veranstaltungen, unterstützen wir neue Autoren natürlich mit einem umfassenden Autorenprogramm, bei dem bewährte Mentoren den Einsteigern mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Zudem wurden mit finanzieller Unterstützung von Wikimedia Deutschland Videos gedreht, die sehr genau zeigen wie Wikipedia zu handhaben ist. Sie werden bereits in den nächsten Wochen online gehen.

Wikimedia unternimmt alles, um die Einstiegsbarrieren möglichst gering zu halten, denn wir wissen um die schlummernden Potenziale aus denen wir alle schöpfen könnten. Das Wissen der Generation 50+ zugänglich zu machen, würde für alle Wikipedia-Nutzer eine große Bereicherung bedeuten.