Theorie & Praxis

Social Learning im eLearning

Hamburg, Juni 2020 - Social Learning bezieht sich auf die soziale Variable beim Lernen. Dabei ist die Interaktion zwischen Lernenden besonders wichtig. Dieser Beitrag beschreibt wie Social Learning als Ergänzung des eLearning-Angebots wirkt und welche Anteile des Lernerfolgs ihm zugeschrieben werden können. 

Der Terminus "Social Learning" beschreibt generell, dass Menschen mit und voneinander lernen. Dieses soziale Lernen kann sowohl online (z.B. über Social Media oder eLearning) wie auch offline (Präsenzunterricht, Gruppendiskussionen etc.) stattfinden. Etwas detaillierter ist die Definition aus Reed et al. "What is Social Learning?".  Diese sieht vor, dass Social Learning…

  1. …durch soziale Interaktionen und Prozesse zwischen zweien oder mehreren Akteuren innerhalb eines sozialen Netzwerks entsteht.
  2. …eine Verhaltensänderung des Individuums unterstützt.
  3. …meist innerhalb größerer Einheiten bzw. Gesellschaften auftritt.

Um Social Learning in eLearning zu integrieren, können Kommunikations- und Kooperations-Features, wie z.B. Kommentarfunktionen, Posting, Instant Messaging, Foren, Wikis, Video Chats u.v.m., integriert werden. Zusätzlich können virtuelle Communities aufgebaut werden, in denen Ideen, Wissen und neue Beiträge geteilt werden können.

Social Learning wird außerdem durch zwei verbreitete Lern-Theorien unterstützt:

1. Die Social Learning Theorie von Bandura und Walters (1966):

Diese sieht vor, dass Lernen kein reiner Verhaltensprozess ist. Vielmehr ist es ein kognitiver Prozess, der in einem sozialen Kontext stattfindet. Außerdem lernt der Mensch durch das Beobachten einer Verhaltensweise bzw. dem Beobachten der Konsequenzen einer Verhaltensweise. Beim Lernen wird also beobachtet, Informationen aus den jeweiligen Beobachtungen herausgefiltert sowie über bestimmte Verhaltensweisen entschieden. Somit kann Lernen zur Veränderung von Verhaltensweisen führen. Generell ist Lernen also kein passives Aufnehmen von Information. Vielmehr wird das Lernergebnis durch Wahrnehmung, Umwelt und Verhalten gleichermaßen beeinflusst.

2. Die Active Learning Theorie von Bonwell und Eison (1991):

Es wird festgestellt, dass Lernende mehr machen müssen als nur zuzuhören, um tatsächlich erfolgreich zu lernen: Sie müssen zusätzlich lesen, schreiben, diskutieren und aktiv einbezogen werden, um Probleme zu lösen. Beim aktiven Lernen (Active Learning) werden die Lernenden in zweierlei Art beteiligt: Sie müssen Dinge tun und sie müssen ebenfalls über die Dinge, die sie tun, nachdenken.

Aus der Perspektive der Lernenden unterstützt Social Learning das Lernen durch Interaktion mit anderen, denn die sogenannte 70/20/10-Regel besagt, dass

  • 70% unseres Wissens durch "learning by doing" aufgenommen wird
  • 20% durch Interaktionen mit anderen gelernt wird (Social Learning)
  • 10% bei strukturiertem und formellen Lernen behalten wird

Außerdem identifiziert sich vor allem die "Millennials"-Generation mehr und mehr mit so genanntem "allumfassenden" Lernen, heißt überall und zu jeder Zeit. Da die Lernenden sich bereits aus privaten Gründen umfassend mit Social Media auskennen, gewöhnen sie sich meist schnell an die Vorgehensweisen von Social Learning.

Aus Unternehmensperspektive lohnt sich Social Learning gleichfalls: Es unterstützt die einzelnen Lerner dabei zueinander zu finden. Außerdem wird automatisch der Selbstorganisationsgrad gefördert sowie die Zusammenarbeit verbessert.