Big Learning Data

Die Zukunft des Lernens? Selbstbestimmt und datengestützt!

Helko Lehmann, IMC AGSaarbrücken, Mai 2016 - "Big Data" ist ein großes Schlagwort heutzutage. Aber was bedeutet dieses Schlagwort konkret für die Weiterbildungsstrategie im Unternehmen? Moderne Learning Management Systeme beinhalten integrierte Auswertungsmechanismen, so genannte Learning Analytics, um auf Basis von komplexen Datenmengen das Lernverhalten der Mitarbeiter abzubilden. Dadurch helfen Learning Analytics Personalentwicklern und Weiterbildungsverantwortlichen "Big Learning Data" auszuwerten und zur Grundlage weiterer Entscheidungen zu machen. So identifizieren sie beispielsweise Bildungsbedarfe und schwierige Lernthemen, also die "blinden Flecken" der Lernenden. Dr. Helko Lehmann, verantwortlich für Big Data und Learning Analytics Lösungen bei der IMC AG, gibt Auskunft über entsprechende Lösungen.

Sie sprechen über selbstbestimmtes Lernen. Was bedeutet das im Unternehmen?

Dr. Helko Lehmann: Smarte Geräte wie moderne Telefone, Uhren, aber auch Autos, Heizungssysteme, Maschinen und Industrieanlagen werden in Zukunft permanent vielfältige Daten wie zum Beispiel Nutzungs-, Steuerungs- und Verbrauchsdaten produzieren und untereinander austauschen. Diese „Digitale Transformation“ wird dazu führen, dass sich die Wertschöpfungsketten in allen Industrien fortlaufend an modifizierte Daten anpassen. Für Unternehmen wird die Fähigkeit zur effektiven Datenanalyse und flexiblen Anpassung an veränderte Situationen zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Dementsprechend werden sich auch die Anforderungen an die Berufstätigen massiv ändern. Zum Teil ist es schon Realität geworden: „Ich habe das nicht gelernt“, gilt nicht mehr. Arbeitgeber erwarten von den Mitarbeitern mehr Flexibilität und Bereitschaft, sich selbständig und bedarfsorientiert weiterzubilden. Klassische „Top-Down“ Weiterbildungsmaßnahmen sind nicht mehr ausreichend, um häufige Änderungen durchgängig und schnell unterstützen zu können. Unternehmen müssen stattdessen die Rahmenbedingungen schaffen, damit sich ihre Mitarbeiter permanent selbständig weiterentwickeln können und wollen.

Wie ändert sich dadurch die Rolle der betrieblichen Weiterbildung?

Dr. Helko Lehmann: Bei klassischen Weiterbildungsmaßnahmen sind eine Interpretation und ein Nachweis der Aktivitäten vergleichsweise einfach. Da belegt eine Person einen Kurs und kann diesen auch durch einen Test abschließen. Wird der Test erfolgreich bestanden, erhält der Teilnehmer einen Qualifikationsnachweis.

Es gibt aber auch viele selbstbestimmte Lernaktivitäten, die eher einen informellen Charakter haben, d.h. Lernen findet als Nebeneffekt statt. Es handelt sich dabei beispielsweise um Erfahrungsaustausch mit Kollegen das Lesen von Nachrichten oder das Suchen von Informationen im Internet. Diese Aktivitäten haben oft sehr unterschiedliche Ausprägungen und deren Beginn und Abschluss sind normalerweise nicht durch ein besonderes Ereignis erkennbar.

Unternehmen stehen daher zusätzlich vor der Aufgabe, solche Aktivitäten zu identifizieren, zu bewerten und so gezielt zu unterstützen, dass sie nachhaltig zur Innovationsfreudigkeit und Veränderungsfähigkeit des Unternehmens beitragen.

Wie können informelle Lernprozesse im Unternehmen gezielt unterstützt werden?

Dr. Helko Lehmann: Zunächst müssen Unternehmen ihre Mitarbeiter zu informellen Lernaktivitäten motivieren und Hindernisse des Erfahrungs- und Informationsaustauschs abbauen. Dazu gehören meist organisatorische Veränderungen, aber oft auch eine kulturelle Neuausrichtung, die beispielsweise das Teilen von Wissen mit Kollegen fördert.

Wissens- und Lernmanagementsysteme können eine solche organisatorische und kulturelle Neuausrichtung begleiten und ermöglichen. Dabei ist es wichtig, dass diese den Mitarbeitern nicht nur Möglichkeiten bietet, ihr Wissen zu erweitern, sondern auch eigene Erfahrungen mit Kollegen zu teilen bzw. Kollegen zur Verfügung zu stellen, die explizit von diesen Erfahrungen profitieren können.

Eine systemgestützte Auswertung aller Lerndaten fördert auch die Motivation von weiteren selbstbestimmten Aktivitäten. So zum Beispiel trägt Learning Analytics dazu bei, dass der Mitarbeiter Fragestellungen und Probleme im Unternehmen, zu denen er einen wertvollen Beitrag leisten und dafür Anerkennung erwarten kann, schnell und einfach identifizieren kann. Neben relevanten Fragestellungen bzw. sinnvollen Karrierezielen zeigt Learning Analytics auch einen für den Mitarbeiter effektiven Weg zur Erreichung der Ziele auf. Das System identifiziert geeignete Aktivitäten, Maßnahmen, Reihenfolge dieser Maßnahmen, Lernmethoden, Lerninhalte, Inhaltsformate und schlägt diese dem Mitarbeiter vor.

Natürlich hilft eine Auswertung der formellen und informellen Lerndaten auch den Weiterbildungsverantwortlichen im Unternehmen. So kann beispielsweise der Aufwand, der für den Wissensaustausch benötigt wird, eingeschätzt und bewertet werden. Auch Schwachstellen beim Wissensaustausch und Wissensdefizite einer Organisation werden effizient aufgedeckt. Um das selbstbestimmte Lernen zu fördern, können Lösungsvorschläge der Probleme auch durch Incentives oder Gamification-Elemente stimuliert werden.

Wie können Weiterbildungsverantwortliche ihre Lernprozesse für selbstbestimmtes Lernen gestalten?

Dr. Helko Lehmann: Um Lernprozesse im Unternehmen datengetrieben zu gestalten, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt werden:

  • Für den formellen und informellen Wissensaustausch müssen technische Systeme bereitgestellt werden und die Aktivitäten der Mitarbeiter auf diesen Systemen müssen integriert auswertbar sein (wenn erforderlich anonymisiert und unter Einhaltung der geltenden Datenschutz-Richtlinien).
  • Mitarbeiter müssen motiviert werden, diese Systeme auch zu nutzen. Ein einfacher Zugriff, intuitive Bedienbarkeit, Feedback-Funktionalität und Gamification-Elemente sind dabei unabdingbar.

Mitarbeiter lernen auch außerhalb der Organisation formell und informell. Sie können stärker motiviert werden, diese Erfahrungen einzubringen, wenn das Unternehmen 

  • sicherstellt, dass die Nachweise zu Erfolgen und Leistungen des Mitarbeiters in Form der digitalen Daten auch beim Unternehmenswechsel vom Mitarbeiter genutzt werden können.  
  • Moderne Learning Management Systeme (LMS) verfügen über integrierte Auswertungstools, die erlauben auch informelle Lerndaten aus Kollaborationsplattformen zu integrieren und auf Basis von Peergroup-Analysen personalisierte Empfehlungen für Mitarbeiter abzugeben.
  • Die Weiterbildungsverantwortlichen werden dadurch in die Lage versetzt, die relevanten Aktivitäten der Mitarbeiter in ihrer Gesamtheit zu bewerten und zu fördern.

IMC sieht die primäre Aufgabe darin, Unternehmen bei der Umsetzung aller, sowohl formaler als auch informeller Weiterbildungsprozesse zu unterstützen. Dafür bietet das Unternehmen ein breites Spektrum an maßgeschneiderten Dienstleistungen und Lerntechnologien an. Dazu gehören auch Lösungen, die den Mitarbeiter in den Fokus rücken und somit mehr Effizienz für den gesamten Weiterbildungsprozess sicherstellen.