Vision

Meine "traumhafte" VC-Sitzung

Friedberg, August 2006 - (von Lore Ress) Als ich neulich auf einer Veranstaltung gefragt wurde, welche Funktionen ein virtueller Seminarraum haben sollte, fielen mir die üblichen "Verdächtigen" ein, also Whiteboard, Application Sharing, Textchat, Fragen-und-Antworten etc. Auf dem Heimweg, im Stau stehend - es war ja nun mal eine Präsenzveranstaltung - hatte ich eine Vision:

Die voreingestellte Hintergrundmusik läuft, aber sie gefällt mir nicht mehr und ich entscheide mich spontan für "Summer of '69". Die Musik kann ich aus einem Pool auswählen.


Es ist noch keiner der Teilnehmerinnen und Teilnehmer anwesend, also sehe ich mir noch einmal die Folien und die in einem separaten Fenster angezeigten Notizen an. Zur Begrüßung der TeilnehmerInnen ist ein Rätsel eingeblendet. Es ist inzwischen unsere 3. Sitzung in diesem Seminar und die Gruppe hat sich schon gut an die Online-Kommunikation gewöhnt.


Meine Teilnehmerinnen und Teilnehmer trudeln ein, und der übliche Smalltalk findet statt. Pünktlich beginnen wir mit der Sitzung. Damit wird auch die kleine Uhr angezeigt, die entweder die Dauer der Sitzung oder die verbleibende Zeit anzeigen kann. Da dies eine sehr disziplinierte Gruppe ist, überlasse ich allen das (symbolische) Mikrofon und damit das Rederecht.

So besteht zwar die Möglichkeit gleich etwas zu sagen, aber wir haben die "Spielregel" vereinbart, dass sich alle zunächst zu Wort melden, wenn es etwas zu sagen oder zu fragen gibt. Es kann aber auch ganz spontan - im Ausnahmefall - mal dazwischen gesprochen werden. Da die Software automatisch die Lautstärke der einzelnen Anwesenden auf ein Level regelt, entfällt das nervtötende "Sprechen Sie bitte etwas lauter …".


Wir besprechen die eingereichten Aufgaben, die von den TeilnehmerInnen präsentiert werden. Im Laufe der Diskussion wird ein Brainstorming fällig. Schön, dass alle gleichzeitig auf das Whiteboard (oder die vorbereitete Folie) schreiben können. Wir kategorisieren die Begriffe und ordnen Sie auf dem Whiteboard. Schnell noch das Ergebnis speichern und den Teilnehmern zum Download bereitstellen.


Ein Teilnehmer hat ein spezielles Problem und gibt meiner Co-Moderatorin seinen Bildschirm zur Hilfestellung frei. Natürlich läuft dies im Hintergrund ab, so dass die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht gestört werden.


Es geht weiter. Beinahe hätte ich den Faden verloren, aber da hilft ein schneller Blick auf die Notizen, die in einem separaten Fenster passend zu den Folien angezeigt werden können. Je nach Bedarf kann ich diese ein- und ausblenden. Unsere nächste Aufgabe ist in einem 2er-Team zu lösen. Dazu schalte ich Sprachkanäle zwischen den TeilnehmerInnen frei. Im normalen Seminarbetrieb ist die private Unterhaltung zwischen den Teilnehmenden nicht so förderlich J. (Falls das mit der Sprache nicht zu realisieren ist, lässt sich dies auch über einen privaten Textchat lösen).


Obwohl ich kein Freund von Animationen bin, habe ich doch bei einer Folie verschiedene Effekte eingesetzt, um das Thema besser darstellen zu können. Auf dieser Folie nehmen wir nun in der Gruppendiskussion weitere Ergänzungen auf, die zur weiteren Verwendung gespeichert werden.


Bei dieser und den nächsten Aufgaben wird zum Ansporn eine Belohnung vergeben. Wer die höchste Punktzahl erreicht, darf die Begrüßungsmusik für die nächste Sitzung aussuchen (zum Beispiel). Dazu steht uns ein Scoreboard zur Verfügung. Es werden automatisch die Namen der Anwesenden übertragen und meine Co-Moderatorin und ich können die Punkte vergeben. Die TeilnehmerInnen können dies auch sehen.


Zur Vorbereitung auf die Projektarbeit der nächsten Woche habe ich schon 2 Gruppenräume vorbereitet, d. h. die Gruppenmitglieder ausgewählt und die Inhalte bereitgestellt. So entfällt das zeitraubende Zuordnen während der Sitzung. Da Klara fehlt, schiebe ich Anton noch von Gruppe 2 in Gruppe 1. Ich "gehe" zwischendurch in die einzelnen Räume, kommentiere die Arbeit und gebe Hilfestellung. Ansonsten entspanne ich mich kurz im Hauptraum. Da erreicht mich ein Ruf aus Gruppe 1 und ich eile zu Hilfe.


Kurz vor Ende der Dauer der Gruppenaufgabe rufe ich in alle Gruppen - mit meinem virtuellen Megaphon - und weise darauf hin, dass die Zeit zu Ende geht und die Ergebnisse gespeichert werden sollten. Die Zeit, die für die Gruppen zur Verfügung steht, wird natürlich auch in den Gruppenräumen angezeigt.


Alle sind wieder im Hauptraum, und die Gruppen präsentieren ihre Arbeiten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewerten die Präsentationen über ein Bewertungs/Abstimmungstool, das anomyme oder auch namentliche Rückmeldungen ermöglicht. Die Ergebnisse werden ausführlich diskutiert, wobei schon mal im Eifer des Gefechts die Wortmeldung vergessen wird.


Zum Schluss der Sitzung führen wir einen kleinen Test durch, den ich nach der Sitzung korrigieren werde. Ich werfe noch einen Blick auf die FAQ-Liste, die in der Sitzung wieder etwas umfangreicher wurde, und bin richtig erleichtert, dass wir diese Liste in der nächsten Sitzung fortschreiben können. So entsteht im Laufe des Seminars eine Wissenssammlung, die anschließend auf der Lernplattform veröffentlicht werden kann.


Wir sehen uns gemeinsam noch einmal die Liste an, die wir zu Beginn der Sitzung notiert haben, unsere Do's and Don'ts für die Online-Arbeit, und sind mit unserem Verhalten ganz zufrieden.


Nach der Verabschiedung veröffentliche ich noch die Aufzeichnung, so dass die behandelten Punkte nachbearbeitet werden können.


Parallel schalte ich noch eine weitere Aufzeichnung frei. Hier wird eine kurze Zusammenfassung gegeben, und dann können die TeilnehmerInnen Testfragen beantworten. Der Test kann nur einmal abgeschickt werden, und es ist freigestellt, wann in den nächsten 2 Wochen der Test absolviert wird.

Sicher, vieles gibt es schon, aber alles in einem System?

See you online!