Vorreiter

Instructure unterstützt Universität St.Gallen mit Canvas LMS

Universität St.GallenSt.Gallen, Juli 2019 - Die Universität St.Gallen will in der Lehre globale Maßstäbe leben und setzen. Dazu haben die Ost-Schweizer ein Change-Projekt durchgeführt. Ein eigenes Teaching Innovation & Media Lab (TIL) hat dabei die Aufgabe "die Lehre durch die ergebnisorientierte Förderung innovativer Lehrformate, digitaler Lernprozesse und technologischer Hilfsmittel innerhalb und außerhalb der Universität" nachhaltig zu optimieren. 

Potenzial der Digitalisierung nutzen

St.Galler Bratwurst mit Senf? Niemals! Zumindest für einen echten St.Galler gibt es in dieser Frage keine Kompromisse. Gesellschaftlich bedeutender, aber nicht minder bestimmt positioniert sich die Universität St.Gallen (HSG). Man gehört zu den führenden Wirtschaftsuniversitäten in Europa und legt großen Wert auf qualitativ hochwertige und innovative Lehre.
Ein eigenes Teaching Innovation & Media Lab (TIL) hat die Aufgabe "die Lehre durch die ergebnisorientierte Förderung innovativer Lehrformate, digitaler Lernprozesse und technologischer Hilfsmittel innerhalb und außerhalb der Universität" nachhaltig zu optimieren. Es geht explizit darum, das Potenzial der Digitalisierung für neue Lehrmodelle zu nutzen. Und das geschieht im Moment mit Nachdruck, denn die HSG modernisiert ihre virtuelle Lernumgebung. Am 30. Juni hat die Universität das alte StudyNet Fronter verabschiedet und auf die neue StudyNet-Plattform Canvas gewechselt. Warum?

Vorreiter denken weiter

Bereits seit 2011 nutzt die HSG – damals schon Vorreiter – eine Lernplattform. Allerdings zeigten sich "mit der zunehmenden digitalen Durchdringung des Alltags und gestiegenen Erwartungen an die Lernplattform schnell auch die technischen Grenzen der ersten LMS-Generation", führt Samuel Heer vom TIL aus. Die Herausforderungen verortete er vor allem in drei Bereichen.
Zum einen gab es kaum Funktionen für interaktive Lehr- und Lernprozesse sowie beschränkte Möglichkeiten der Darstellung von Lehrinhalten. Auch das Einpflegen von neuen Inhalten war komplex, die Unterstützung von mobilen Endgeräten kaum vorhanden. Zudem war es nicht möglich, externe Inhalte oder Services einzubinden. Die Konsequenzen: Geringe Nutzung des LMS, suboptimale Nutzung des LMS als reine Datenablage und das Ausweichen auf digitale Alternativen außerhalb der universitären IT-Landschaft.

Nutzer involvieren, unterschiedliche Bedürfnisse bedienen

Damit deuten sich die Kriterien für die Modernisierung der Lernplattform bereits an. Zudem war klar, dass man eine möglichst breite Adaptionsrate erreichen will. Also macht sich die HSG im ersten Schritt daran, die Wünsche der Nutzer zu ermitteln. Studierende, Lehrende, Administration sowie IT werden befragt und finden sich in Workshops zusammen. Am Ende steht ein umfassendes Pflichtenheft mit Anforderungen, die eine Pilotgruppe aus Lehrenden und Studierenden in verschiedenen Nutzungsszenarien entwerfen.
Parallel dazu laufen Marktevaluation und Ausschreibung. Von sechs Angeboten kommen zwei in die engere Auswahl. Im abschließenden Nutzertest überzeugt Canvas LMS von Instructure als technologische Basis für die angestrebten Nutzungsszenarien.

Intuitiv, interaktiv und zukunftssicher

Zum einen überzeugt die hohe Nutzerfreundlichkeit, denn das LMS ist genau auf Hochschul-Anforderungen ausgerichtet und intuitiv zu nutzen. Weder Lehrende noch Studierende benötigen viel Zeit, um sich mit dem LMS vertraut zu machen. Das ergibt sich schnell aus den Tests der Pilotgruppen. Neue Lern- und Prüfungsformate wie Peer-to-Peer-Review, mobiles Lernen und digitale Gruppenarbeit lassen sich mühelos implementieren. Elektronische Korrektur von Arbeiten oder Video-Feedback sind Standard-Features.
Zugleich ist die Plattform offen für zukünftige Lehr- und Lernszenarien. Das Open Source-Fundament sorgt für hohe Interoperabilität – beispielsweise bei der Einbindung von Services für digitale Prüfungen. Die cloudbasierte Bereitstellung über eine Hochleistungsumgebung garantiert zudem einfache Wartung, Sicherheit und insgesamt geringen IT-Aufwand.

"Nach umfangreichen Vorarbeiten und unter Einbezug aller Stakeholder, darunter auch die Studentenschaft, hat die Universität St.Gallen Canvas LMS eingeführt. Wir freuen uns, mit dem neuen StudyNet eine leistungsfähige, benutzerfreundliche und mobil zugängliche Plattform einsetzen zu können. Dank neuester Technologie und durchgängiger Interoperabilität hat sich Canvas LMS innert weniger Jahre zur führenden Lernplattform entwickelt. Das wollen wir für St.Gallen nutzen", resümiert Jacqueline Gasser-Beck, Leiterin des TIL.

Erfolgsfaktor eins: Lernerfahrungen verbessern

Der entscheidende Teil der Implementierung geht bereits dem Ende entgegen. Bis Herbst 2019 sind alle Lehrveranstaltungen auf die neue Plattform migriert. Ab 2020 wird die Plattform ausgebaut und mit neuen Services und Tools erweitert. Bereits seit Frühjahr 2019 laufen 35 Kurse auf dem neuen StudyNet und sind sehr gut angenommen worden. Einige der Dozierenden haben dort bereits ein Flipped Classroom Konzept realisiert. Die Faculty nutzt Chancen und Potenzial der Digitalisierung.
Beispiel gefällig? Da ist etwa die Teaching Innovation im Pflichtkurs Controlling von Prof. Dr. Andreas Grüner, Titularprofessor für Betriebswirtschaftslehre. Der Kurs hat Lernpfade neu definiert und Blended Learning umfassend genutzt, um den Pflichtkurs zum Lern-Erlebnis zu machen. Die Lernerfahrung hat sich verbessert – für die Lernenden und die Lehrenden. Das ist ein bedeutender Erfolgsfaktor bei Modernisierung und Digitalisierung der Lehre in St.Gallen. Der wichtigste Erfolgsfaktor aber ist ein anderer.

Erfolgsfaktor zwei: Change gestaltet

Immer wieder betonen Verantwortliche im HSG-Projekt, dass es nicht um die Einführung von Technologie geht. Vielmehr ist "der Change der wichtigste Teil bei der Implementierung", unterstreicht Samuel Heer. Denn es geht um einen Kulturwandel, der ein komplettes Umdenken der Organisation erforderlich macht. Welche Inhalte sollen wie und wo (online/offline) präsentiert werden? Wann und wie (auf StudyNet oder im Klassenraum) soll Kollaboration von Studierenden stattfinden? Vorlesungen können aufgezeichnet werden, Material für Blended Learning aufbereitet und neue Lernpfade definiert werden – um nur einige Schlagworte zu nennen.

Dieser Wandel schafft viele Chancen, aber er bringt auch Unsicherheiten mit sich. Daher hat das TIL frühzeitig und offen kommuniziert, den Change gestaltet und moderiert. Neben FAQ, Mailings, Workshops und dem "Tag der Lehre" hat man gezielt eine Vielzahl Informations- und Fortbildungsoptionen geschaffen. Ein umfassendes Schulungsprogramm legt die Grundlagen und hilft allen Stakeholdern, den Wandel erfolgreich und im produktiven Miteinander zu gestalten.
Ob digitale Überflieger oder digitale Radfahrer – jeder kann sich der guten Lehre wie beim personalisierten Lernen mit den neuen Lehr- und Lernprozessen auf seinem eigenen Weg nähern. Dazu gehört auch ein Train-the-Trainer-Programm, in dem Studierende mit den Lehrenden gemeinsam neue Kurse konzipieren, sowie ein Media-Lab, das als interner Dienstleister bei der Erstellung von digitalen Lehrformaten unterstützt. So verbinden sich technischer und didaktischer Change produktiv.
Ob nun St.Galler Bratwurst mit oder ohne Senf, am Ende zählen in St.Gallen die bessere Erfahrung und das Ergebnis.