Training nach Zielgruppe

Das Sprachtraining auf Geschäftsziele ausrichten?

Köln, April 2010 - Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die Fremdsprachenkompetenz ihrer Mitarbeiter schnell und kosteneffektiv zu entwickeln. Gleichzeitig stellen sie sich der Verpflichtung die Beschäftigungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter langfristig zu erhalten. Diese beiden Ziele benötigen unterschiedliche Trainings-Ansätze. Daher gilt es für die PE Schlüsselpositionen zu identifizieren, in denen internationale Business-Kommunikation kritisch für die Jobdurchführung ist, erläutert Timothy Phillips, Geschäftsführer der SKYLIGHT GmbH.




Mr. Phillips, warum ist zielgruppengerechtes Training für Unternehmen wichtig?


Timothy Phillips:
Im Moment belegen häufig ein Projektmanager aus dem IT-Bereich und ein Manager im Finanzwesen denselben Englischkurs -žBusiness English B1-œ. Die Jobanforderungen und der Lernbedarf sind aber grundsätzlich verschieden. In diesem Training lernt keiner der beiden, was ihn im Job ans Ziel führt. Ein allgemeines Kursangebot berücksichtigt nicht rollenspezifische und persönliche Kommunikationskompetenzen, mit denen Mitarbeiter ihre Anforderungen im beruflichen Alltag erfüllen.

Ist es denn zu erreichen, dass der Mitarbeiter genau das lernt, was er im Job braucht?


Timothy Phillips: Ja. Wenn Unternehmen die Weiterbildung am Lernbedarf ausrichten. Das ist insbesondere für Mitarbeiter wichtig, die in Schlüsselpositionen sitzen und die Fremdsprache benötigen, um wichtige Geschäftsziele zu erreichen. Beispielsweise sind das Positionen, in denen die Fremdsprache wesentlich ist für die effektiven Abläufe im zugehörigen Geschäftsbereich. Mitarbeiter in solchen Schlüsselpositionen benötigen Sprachtrainings, die gezielt ihre Kommunikation am Arbeitsplatz einüben und verbessern.

Was ist mit der anderen Zielgruppe? Erhält sie kein Sprachtraining?


Timothy Phillips: Doch. In vielen Konzernen haben Betriebsrat und Management ja vereinbart, dass Sprachkompetenz ein Faktor für die Beschäftigungsfähigkeit ist. Konzerne kommen mit den Trainings in diesem Sinne einer sozialen Verpflichtung nach. In solchen Fällen ist ein Standardtraining anzubieten, mit dem die Mitarbeiter eine Basis sprachlicher Kompetenzen erhalten.


Dafür empfehlen wir Kompetenzen bis zur CEF-Stufe B1. Da die Kursteilnehmer dieser Zielgruppe meist "Support-Rollen" im Unternehmen besetzen, ist ihnen allgemeines Training anzubieten. Außerdem ist es sinnvoll, in solche Trainings verhältnismäßig zu investieren.

Was ist beim Trainingsablauf der Unterschied?


Timothy Phillips: Mitarbeiter in "Support-Rollen" erhalten Trainings, die allgemeine Business Functions einüben, eMailing, Telephoning, Socializing. Mitarbeiter in Schlüsselpositionen benötigen maßgeschneiderte Trainings. Das impliziert eine individuelle Lernbedarfsanalyse, eine spezielle Trainerauswahl und eine szenarienbasierte Evaluation des Lernerfolgs.


Dazu sind Lernziele zwischen dem Teilnehmer, seinem Vorgesetzten und dem Trainer festzulegen. Flankierend prüft ein Qualitätsmanagement alle kritischen Punkte in diesem Prozess. Die Investition in diese Trainings erscheint auf den ersten Blick hoch. Doch sie lohnt sich angesichts des hohen Nutzens. Denn diese Trainings erzielen einen beschleunigten Lerntransfer geschäftszielorientierter Inhalte in kürzester Zeit.

Sie sprechen davon, dass maßgeschneiderte Trainings den Lernbedarf erheben. Machen das nicht mittlerweile fast alle Trainings anhand des CEF?


Timothy Phillips: Eine CEF-Stufe bildet den Ist-Zustand zuverlässig ab. Sie definiert aber nicht den unternehmens- und berufsspezifischen Lernbedarf. Es kommt im Job nicht darauf an, auf einer Stufe zu sein, sondern seine Aufgaben in der Fremdsprache zu erfüllen. Eine CEF-Stufe sagt nichts über die Lernziele des Mitarbeiters und seinen persönlichen Lernbedarf aus. Aber eine Lernbedarfsanalyse zeigt die Kommunikationsbereiche auf den beruflichen Handlungsfeldern des Mitarbeiters auf. Diese Aufgabe erfüllt das CEF nicht.

Aber wie findet man heraus, wer maßgeschneiderte Trainings benötigt?


Timothy Phillips: Das ist Aufgabe des jeweiligen Vorgesetzten und des Personalentwicklers, der dabei eine Berater-Rolle übernimmt. Gemeinsam definieren sie die Schlüsselpositionen, in denen internationale Kommunikations-Fähigkeit kritisch für die Jobdurchführung ist. Mithilfe der Vorgesetzten lässt sich verdeutlichen, auf wen das im Unternehmen zutrifft und auf wen nicht.


Sie wissen, wer entscheidende Kommunikationshandlungen in Fremdsprachen durchführt und internationale Projekte steuert. Dabei handelt es sich um einen Prozess, der in jedem Unternehmen anders abläuft. Aber gerade daher stellt er wichtige Weichen für die Weiterbildung internationaler Kommunikations-Kompetenz und für gezielte Investitionen.

Ist vor diesem Hintergrund Training von Sprachschulen noch zeitgemäß?


Timothy Phillips: Sprachschulen-Modelle haben zweifellos ihren Nutzen. Aber insbesondere bei großen Ketten ist zu berücksichtigen, dass ihre Kosten-Effizienz sich auf ein streng standardisiertes Geschäftsmodell stützt. Das ist bezüglich kundenspezifischer Anforderungen jedoch unflexibel und entspricht nicht der Realität im Unternehmen.


Daher ist Vorsicht angebracht, wenn Sprachschulen angeben, dass sie rollenspezifisches Training anbieten. Dieses Training ist meist nicht bedarfsorientiert genug, damit Mitarbeiter in Schlüsselpositionen ihre Geschäftsziele erreichen.

Wie sieht die Praxis aus? Setzen Unternehmen diese Kenntnisse um?


Timothy Phillips: Teilweise. Global Player wie 3M Deutschland GmbH und Henkel AG & Co. KGaA kennen den Unterschied zwischen geschäftsziel- bzw. rollen-orientierten Trainings und Training für die Beschäftigungsfähigkeit. Daher bieten sie gar kein Englisch-Training für die CEF-Stufen A1 und A2 an, sondern setzen diese Kompetenz voraus. Dafür bieten sie ihren Mitarbeitern ab B1 Trainings an, die sich nach ihren Geschäftszielen richten. Das ist sehr kosteneffektiv. Man setzt Grundfähigkeiten voraus, bietet keine Schulungen auf Anfänger-Niveau, verfügt aber daher über Mittel, die man in wichtigere Zielgruppen investiert.

Welche Folgen hat diese Vorgehensweise für die Weiterbildungskurse?


Timothy Phillips: Daraus resultieren zahlreiche Vorteile. Die eine Zielgruppe lernt geschäftszielorientiert. Das beschleunigt den Lerntransfer und steigert die Motivation. Der Vorgesetzte weiß darüber Bescheid, was sein Mitarbeiter lernt, wenn er ihn während der Trainingszeit entbehrt. Die Bereitschaft bei ihm steigt, seinen Mitarbeiter zu solchen Trainings zu entsenden. Denn der Vorgesetzte weiß, dass die Lerninhalte den Mitarbeiter dabei unterstützen, seinen Job effektiver zu machen.


Bei der anderen Zielgruppe erhält man die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter durch Trainings nach Gießkanneprinzip. Sie unterstützen den Mitarbeiter kaum an seinem aktuellen Arbeitsplatz. SKYLIGHT empfiehlt, dass solche Trainings außerhalb der Arbeitszeit und mit weniger Kostenaufwand angeboten werden.

Was bedeutet das für Unternehmen - insbesondere für das Controlling?


Timothy Phillips: Das Unternehmen investiert in die Schlüsselpositionen, die die Unternehmensziele sichern. Daher wird es im Bildungs-Controlling gut abschneiden. Über gezielte Evaluierungen vor, während und nach dem Training kann man den Lernerfolg messen. Darüber hinaus kommt das Unternehmen der Verpflichtung nach, auf kosteneffiziente Art die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter zu erhalten.