Lernen fürs Leben

Klaus Eck: Eine ganzheitliche Sicht auf eLearning

Köln/München, Oktober 2008 - Klaus Eck versteht eLearning ganzheitlich, mehr als mancher Anbieter wie auch große Organisationen, die ihre Mitarbeiter digital schulen wollen. Der Kommunikationsberater und Experte für Web 2.0-Technologien fordert eine veränderte Haltung zum Thema "Lernen fürs Leben". Prem Lata Gupta sprach mit ihm für CHECK.point eLearning über die aktuelle Entwicklung und sein neuestes Buch: "Karrierefalle Internet".




Ist eLearning eigentlich sexy?

Klaus Eck: Über eLearning wird fast so lange gesprochen, wie es das Internet gibt. Auf mich wirkt die ursprüngliche Definition oder die Art, wie es immer noch aufgefasst wird, altbacken. Die Zeiten haben sich geändert. Müsste man nicht generell von Mitarbeitern fordern, sich permanent fortzubilden? Allerdings bedeutet dies auf Arbeitgeberseite auch, ihnen durch unterschiedliche Tools auch die Möglichkeit dazu zu geben.

Sie meinen, es ist mehr Souveränität bei allen Beteiligten, mehr Auswahl notwendig?

Klaus Eck: ELearning hat nicht nur was mit Technologie oder Didaktik zu tun. Es ist ein kultureller Wandel in den Organisationen notwendig. Es geht um die Frage: Wie bringe ich meine Mitarbeiter dazu, selbstinitiativ zu arbeiten und zu lernen? Was man auch nicht vergessen darf ist, dass fast überall so etwas wie ein Informations-Overload herrscht. Es ist kein Zufall, dass sich BASF zum Beispiel vorgenommen hat, den Umfang an eMails um 30 Prozent zu reduzieren. Es muss Möglichkeiten geben, sich gezielt und auf die Schnelle zu informieren.

Wie präsentiert sich Ihrer Ansicht nach denn die Branche?

Klaus Eck: Ich gehöre nicht im engeren Sinn dazu. Ich bin Kommunikationsberater. Aber in Gesprächen mit Personalern fällt auf, dass über eLearning explizit nie gesprochen wird. Ich habe eher das Gefühl, durch Geschäftsbereiche wie HR oder Marketing wird das Thema von hinten aufgerollt, wenn sie sich in letzter Zeit etwa mit Social Networking beschäftigen. Wer ist Experte in welchem Thema? Wie sind Qualifikationen im Unternehmen verteilt? Das sind die Fragen. Wir sprechen über Xing und Facebook, über Wikis und Blogs, also über Anbieter und Tools, die nicht mit eLearning assoziiert werden.

Ist ein Unternehmensblog also witziger als Spielwiese, auf der man etwas lernen kann, als ein von oben verordnetes eLearning?

Klaus Eck: Vielleicht nicht witziger, aber direkter. Trotzdem muss man sich darüber im Klaren sein, dass Blogs mit Events aufgewertet werden müssen. Man kann nicht sagen, hier ist unser Blog für die Mitarbeiter. Jetzt müssen aber alle mitmachen und sich dafür interessieren.

Kürzlich wurde eine Studie publiziert, in der von einer neuen, stetig wachsenden Spezies von hypervernetzten Menschen die Rede war. Diese bloggen überdurchschnittlich viel und sind auch sehr in sozialen Netzwerken aktiv. Ist dies die gut informierte Wissensavantgarde von morgen?

Klaus Eck: Wer sich auf diese Weise im Web 2.0 bewegt, der zeigt nicht nur eine gewisse Grundneugierde. Das sind wiederum Individuen, die durch ihre starke Vernetzung mit anderen als Multiplikatoren und Verstärker wirken - übrigens auch für Anwendungen wie eLearning.

Und wer dabei nicht mitmacht ist draußen? Vielleicht ist ja nicht jeder dafür gemacht oder nicht jeder so technik-affin und kommunikativ...

Klaus Eck: Extrovertierte haben es im ersten Anlauf leichter, keine Frage. Trotzdem bekommen selbst zurückhaltendere Zeitgenossen Zugang zu neuen Technologien, wenn sie den Vorteil davon begreifen. Es geht auch darum, sich sichtbar zu machen und zu steuern, was von einem im Netz erfahrbar ist. Das hat etwas damit zu tun, wie man den eigenen Marktwert mitbestimmt und seine Berufschancen wahrt.

Und wo ist der Zusammenhang mit eLearning?

Klaus Eck: Mitarbeiter sollten begreifen, dass sie ihr ganzes Leben lang lernen müssen - im eigenen Interesse, denn Unternehmen wandeln sich schneller als früher. Plötzlich ist eine Sparte weg und der Job auch. Umgekehrt sollten Unternehmen ihre Mitarbeiter nicht nur fordern, sondern auch fördern im Sinne von fit machen für den Markt. Dann ist auch eine Kündigung nichts Böses mehr. Man kann danach trotzdem in Kontakt bleiben, über Xing zum Beispiel. Und später kommt man vielleicht wieder zusammen.